Im
Versammlungsraum eines Schützenvereins, zwei Fronten: das
schreibende Individuum, mit ihm
das diffuse, nicht
strukturierbare der Liebe und der Lyrik – entstanden zwischen
den Kriegen des
vergangenen Jahrhunderts –
versus die transgenerationale, männlich geprägte Tradition vom
Schießen.
In
einer musikalischen Textinstallation widmet sich STAGING LOVE
der ältesten und archaischsten
Form des Ausdrucks von
Liebe: dem Gedicht.
Short: https://vimeo.com/243108289
Long: https://vimeo.com/565987417
Die
stärkste Inszenierung: Einen nächtlichen Volltreffer landete die
musikalische
Textinstallation „Staging
Love“, die Inhalt, Darstellung und Spielort zur Einheit
verschmolz.
Großartig die
atmosphärische Ambivalenz des Raums in der Vereinshalle des
Schützenbundes
Osnabrück-Emsland.
Zwischen ungeheuer und urgemütlich, mit Nebel,
Blumenkübelgräbern,
gesund sprießenden
Keimlingen und Schnapsgläsern in der dunklen Erde. Rhythmisch
und
wütend in den Boden
gestampfte oder in den Raum gebrüllte Liebesverse von Paul
Celan,
Heiner Müller oder Mascha
Kaleko klangen, als wenn die Liebe ins Räderwerk zurückliegender
Weltkriegsmaschinerien
geraten wäre. Doch ganz Vergangenheit ist das noch nicht, davon
sprießt noch etwas,
vermitteln die drei Schauspieler. Gerade dieses schwer
greifbare, kaum
benennbare Unbehagen war
das Überzeugende an der Inszenierung von Sophia Barthelmes.
Zeitgenossen, bleibt
wachsam!
Bersenbrucker
Kreisblatt vom 02.09.17
Grotesk wird es mit der
Installation „Staging Love“ beim Schützenbund. Das Publikum
nimmt Platz
am Schützenbankett,
während sich Elaine Cameron, Stefan Haschke und Thomas Kienast
als
Gespenster der
Vergangenheit in ein derbes Machtspiel der Geschlechter stürzen.
Da wird sich
geprügelt und betrunken,
in den Armen gelegen und gegrapscht. Und im Hintergrund läuft
Marsch-
musik. Als Kontrast dazu
sprechen die Schauspieler Liebesgedichte etwa von Paul Celan.
Regisseurin
Sophia Barthelmes
zerfleddert in dieser verstörenden und boshaften Installation
Oktoberfest-Logik.