STAGING LOVE
Liebesgedichte von Paul Celan, Ingeborg Bachmann, Mascha Kaléko, Inge Müller, Heiner Müller im Versammlungsraum des Schützenbunds Osnabrück-Emsland e.V., Theater Osnabrück
Im Versammlungsraum eines Schützenvereins, zwei Fronten: das schreibende Individuum, mit ihm das diffuse, nicht strukturierbare der Liebe und der Lyrik – entstanden zwischen den Kriegen des vergangenen Jahrhunderts – versus die transgenerationale, männlich geprägte Tradition vom Schießen.
In einer musikalischen Textinstallation widmet sich STAGING LOVE der ältesten und archaischsten Form des Ausdrucks von Liebe: dem Gedicht.
Mit: Elaine Cameron, Stefan Haschke, Thomas Kienast
Raum, Kostüm, Maske: Anthoula Bourna
Dramaturgie: Ulrike Schumann
Assistenz: Stella Hanheide
Konzept, Regie, Fassung, Sounddesign: Sophia Barthelmes
© Uwe Lewandowski, Anthoula Bourna
Kritik
"So gut war das Osnabrücker Festival Spieltriebe" von Christine Adam, Daniel Benedict und Anne Reinert
Neue Osnabrücker Zeitung vom 03.09.17
[…]
Die stärkste Inszenierung: Einen nächtlichen Volltreffer landete die musikalische Textinstallation „Staging Love“, die Inhalt, Darstellung und Spielort zur Einheit verschmolz. Großartig die atmosphärische Ambivalenz des Raums in der Vereinshalle des Schützenbundes Osnabrück-Emsland. Zwischen ungeheuer und urgemütlich, mit Nebel, Blumenkübelgräbern, gesund sprießenden Keimlingen und Schnapsgläsern in der dunklen Erde. Rhythmisch und wütend in den Boden gestampfte oder in den Raum gebrüllte Liebesverse von Paul Celan, Heiner Müller oder Mascha Kaleko klangen, als wenn die Liebe ins Räderwerk zurückliegender Weltkriegsmaschinerien geraten wäre. Doch ganz Vergangenheit ist das noch nicht, davon sprießt noch etwas, vermitteln die drei Schauspieler. Gerade dieses schwer greifbare, kaum benennbare Unbehagen war das Überzeugende an der Inszenierung von Sophia Barthelmes. Zeitgenossen, bleibt wachsam!
Bersenbrucker Kreisblatt vom 02.09.17
Grotesk wird es mit der Installation „Staging Love“ beim Schützenbund. Das Publikum nimmt Platz am Schützenbankett, während sich Elaine Cameron, Stefan Haschke und Thomas Kienast als Gespenster der Vergangenheit in ein derbes Machtspiel der Geschlechter stürzen. Da wird sich geprügelt und betrunken, in den Armen gelegen und gegrapscht. Und im Hintergrund läuft Marschmusik. Als Kontrast dazu sprechen die Schauspieler Liebesgedichte etwa von Paul Celan. Regisseurin Sophia Barthelmes zerfleddert in dieser verstörenden und boshaften Installation Oktoberfest-Logik.